Die Sommer
nach dem Roman von Ronya Othmann
Uraufführung: Januar 2023 Theater Osnabrück, emma-theater
„Du darfst deine Geschichte nicht vergessen, das ist deine Geschichte, Leyla“. Die mündliche Überleiferung ist Bestandteil der êzîdischen Kultur und Religion. Die Sommer ist, obwohl niedergeschrieben, auch eine solche Überlieferung. Es ist neben der Suche nach Sprache eine Ergebnis des Erinnerns. Sprache als Identität. – Julia Buchberger
REGIE: Emel Aydoğdu BÜHNE I KOSTÜM: Eva Lochner VIDEO: Serkan Akin DRAMATURGIE: Claudia Lowin und Julia Buchberger MIT: Katharina Kessler, Laila Richter, Cansu Sîya Yildiz
Fotos: Serkan Akin
Rezension von Jens Fischer in Theater der Zeit und taz. die tageszeitung
der herzerlfresser
von Ferdinand Schmalz
Premiere: November 2022 Theater Krefeld Mönchengladbach
Der steirische Knecht Paul Reininger wurde Ende des 18. Jahrhunderts zum Mörder und Kannibalen. Als er beim Kartenspiel seinen gesamten Besitz verspielt, geht er einem alten Aberglauben auf den Leim und ist fortan von dem Gedanken besessen, durch den Verzehr von sieben Frauenherzen unsichtbar zu werden. Als „Herzerlfresser“ wurde Reininger zum Mythos
REGIE: Juliane Kann BÜHNE I KOSTÜM: Eva Lochner SOUND: Miriam Berger CHORARRANGEMENTS: Ralf Merten DRAMATURGIE: Thomas Blockhaus MIT: Cornelius Gebert, Caroline Stein, Esther Keil, Paul Steinbach, Ronny Tomiska, Paulina Birth, Marireau Mühlen, Martina Schröder
Fotos: Matthias Stutte
Wenn Wolken wachsen
von Emel Aydoğdu — ab 2 Jahren
Uraufführung: Septamber 2022 Junges Schauspiel Düsseldorf
Wolke Flatter und Wolke Flauschig schauen auf die Erde hinunter. Die Wiese sieht von oben wie ein Bett aus. Sie sinken hinab und werden zu Nebel, um die Wiese berühren und die reifen Früchte des Apfelbaums riechen zu können.
TEXT und REGIE: Emel Aydoğdu BÜHNE I KOSTÜM: Eva Lochner MUSIK: Felicia Chin-Malenski CHOREOGRAFIE: Emmanuel Edoror DRAMATURGIE: Kirstin Hess THEATERPÄDAGOGIK: Lama Ali MIT: Felicia Chin-Malenski, Yulia Yáñez Schmidt
Fotos: David Baltzer
Holy Water
Kurzfilm, Juni 2022
I could remind you that our human bodies are at least two-thirds water, but more interesting than these ontological maths is what this water does – where it comes from, where it goes, and what it means along the way. Our wet matters are in constant process of intake, transformation, and exchange – drinking, peeing, sweating, sponging, weeping. Discrete individualism is a rather dry, if convenient, myth.
Astida Neimanis
Ausgehend von den Texten Astrida Neimanis (Hydrofeminismus) und Joan Didions beschäftigt sich die Recherche mit der meist im Verborgenen liegende Infrastruktur von Wasser und bezieht die ökologischen Abhängigkeiten und Wechselwirkungen aus einer more-than-human Perspektive mit ein. Dabei geht es auch um Wasser als spirituell-religiösens Subjekt/Objekt.
von: Eva Lochner BILDGESTALTUNG: Elisabeth Börnicke, SOUND: Anne-Sophie Lohmann PERFORMACE: Max Krause MIT: Helene Shani Braun, Franz Kari, Kalle Lenz
Fotos: Elisabeth Börnicke, Eva Lochner
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.
Ich erwarte die Ankunft des Teufels
Ein Projekt von Tanja Krone nach Mary MacLane
Premiere: März 2022 Theater Aachen, Kammer
Im Jahre 1902 wurde Mary MacLane quasi über Nacht zu einem literarischen Star. Ihr fiktives Tagebuch verkaufte sich als »The Story of Mary MacLane« innerhalb eines Monats fast hundertausendmal. MacLanes Text ist eine radikale Innensicht, changierend zwischen Lebenshunger und Todessehnsucht: Von ihrem Dasein in der tiefsten amerikanischen Provinz restlos unterfordert, stilisiert sich die hoch intelligente und belesene junge Frau als universales Genie.
Sie bricht Tabus und richtet all ihre Hoffnung auf einen gütigen Teufel. Basierend auf diesem Zeugnis weiblicher Kreativität und Selbstermächtigung begibt sich Tanja Krone mit ihrem Team auf die Suche nach zeitgenössischen Geschlechtsidentitäten und Rollenbildern. Es entsteht ein facettenreicher Soloabend mit Elke Borkenstein.
TEXTFASSUNG: von Tanja Krone, Carolin Hochleichter und Elke Borkenstein nach der Übersetzung von Ann Cotten REGIE: Tanja Krone BÜHNE I KOSTÜM: Eva Lochner MUSIK: Melcom Kemp, Yann Le Roux, LICHT: Edouard Joebges DRAMATURGIE: Reinar Ortmann MIT: Elke Borkenstein
Fotos: Wil Van Iersel
Ur-Heidi – Eine Heimsuchung
von KGI – Büro für nicht übertragbare Angelegenheiten (Simon Kubisch, Dominik Meder, Maria Vogt)
Stream-Premiere: März 2021, Live-Performance: Februar+April 2022 Ringlokschuppen Ruhr, Landungsbrücken Frankfurt, tak Theater aufbau Kreuzberg
Wie reicht das Schweigen über den Nationalsozialismus in Täter*innen-Familien bis in unsere Gegenwart hinein? Können wir den*die Täter*in in uns erkennen? Heidi muss zum Großvater. Der wird durch die von seiner im Nebel liegenden Vergangenheit erlöst. KGI konfrontieren die bekannte Heimaterzählung des deutschsprachigen Raums aus dem 19. Jh mit ihren eigenen Geschichten. Eine theatrale Suche (nach) der Gefühlserbschaft der dritten Generation.
KONZEPT, TEXT, REGIE: KGI (Simon Kubisch, Dominik Meder, Maria Vogt) PERFORMANCE: Albert Bork, Mike Vojnar, Simon Kubisch, Dominik Meder, Maria Vogt FEEDBACK: Johanna-Yasirra Kluhs BÜHNE I KOSTÜM: Eva Lochner KAMERA/BILDGESTALTUNG: Laura Hansen, Jan Ehlen REGIEASSISTENZ + VIDEO SETTING: Marcel Nascimento REGIEHOSPITANZ: Stefanie Dörr PRODUKTIONSLEITUNG: Christiane Holtschulte
Fotos: Björn Stork
Der Ursprung der Liebe
nach der Graphic Novel von Liv Strömquist
Premiere Februar 2021, Theater Oberhausen
Was ist Liebe und warum kann sie so weh tun? Wo ver–läuft die Grenze zwischen Erlaubtem und Verbotenem in romantischen Beziehungen? Und woher kommen die einengenden Geschlechterrollen und die zwanghafte Heterosexualität, die unsere Gesellschaft noch immer prägen? Diesen und anderen Fragen geht die schwedische Comiczeichnerin Liv Strömquist in „Der Ursprung der Liebe“ nach. Polemisch, witzig, treffend bringt sie wissen-schaftliche Theorien mit popkulturellen Beispielen der 90er und 00er Jahre zusammen: von Whitney bis Britney, mit Diana und Charles und den notorisch beziehungsun-fähigen Männerfiguren aus „Seinfeld“ und „Two and a Half Men“. (Text: Raban Witt)
REGIE/KONZEPT: Lise Wolle, Ronja Oppelt, Karoline Behrens BÜHNE I KOSTÜM: Eva Lochner DRAMATURGIE: Raban Witt MUSIK: Yotam Schlezinger VIDEO: Tanja Hafedorn MIT: Ronja Oppelt und Lise Wolle
Fotos: Isabel Machado Rios
Kurze Interviews mit fiesen Männern
Stück nach Stories von David Forster Wallace
Premiere März 2020, Theater Aachen Kammerspiele
In den 12 fiktionalen Interviews von „Hideous Men“ geht es um den männlichen Blick auf Frauen, die im Setting eines halböffentlichen Raums – am Pool eines Country Clubs – von drei männlichen und einer weiblichen Darstellerin, verhandelt werden. Das Stück handelt von kritischem Geniekult, den Lamenti der „weißen heterosexuellen Männer“, der Konstruktion von Männlichkeit und der Demonstration von männlicher Herrschaft. Dabei wird den Männern die Souveränität entzogen, indem sie anstelle von eines festen Grunds unter den Füßen auf einer Poolabdeckungsplane mit Schlitzen herumstaksen und einsinken. Ihre Kostüme greifen Klaus Theweleits Konzept der Fragmentkörper auf und verweisen auf die Dialektik von Brüchigkeit und Panzerung.
REGIE: Tanja Krone BÜHNE I KOSTÜM: Eva Lochner DRAMATURGIE: Gesa Lolling MUSIK: Malcolm Kemp MIT: Elke Borkenstein, Thomas Hamm, Tim Knapper, Kilian Ritter und Karl Walter Sprungala
Fotos: Will van Iersel
Das Ellenbogen-Prinzip
Uraufführung Oktober 2019, SOPHIENSÆLE, HELLERAU- Europäisches Zentrum der Künste, Theaternatur – Festival für dartellende Künste 2020
„Über Land“-Spezial-Edition 2020: SOPHIENSÆLE
Frankenberg, 1989/90. Wenige Augenblicke nach der „Wende“. Tanja Krone ist 13 Jahre alt und besucht die 7. Klasse. Ein Satz liegt in der Luft – in der Schule, Zuhause, im ganzen Land: „Ihr müsst jetzt lernen, die Ellen- bogen auszufahren!“ 30 Jahre später spricht Tanja Krone mit Eltern, Geschwistern, alte Schulfreund*innen und Lehrer*innen. Mit ihr stehen zwei Frauen auf der Bühne – die eine 43 Jahre, die andere 13 Jahre alt. Gemeinsam erkunden sie in kollektivistischer Geschichtsschreibung „Das Ellenbogen-Prinzip“: körperlich, inhaltlich, musika- lisch, global. Weiße Lamellen hängen wie abgeschnittene Aufnahmebänder (recordar = erinnern) herab und er- möglichen ein Spiel von Sichtbarkeit und Nichtsichtbarkeit, da sie je nach Position die Sicht auf die Spieler*inen einschränken und verdecken. Auf dem Boden verweist ein gleich eines geworfenen Mikado-Spiels ins Chaos geratenes Wegesystem auf die Wende und Umbruchsituation vieler Biografien der damaligen Zeit. Gleichzeitig gibt es Spielebenen vor: Kreuzungspunkte, öffentliche Wege, daneben schwarze Dreiecke als Negativräume und intime Räume.
LEITUNG, RECHERCHE: Tanja Krone BÜHNE I KOSTÜM: Eva Lochner PERFORMANCE: Frida Ponizil, Emma Rönnebeck, Tanja Krone DRAMATURGIE: Johanna-Yasirra Kluhs MUSIKALISCHE BERATUNG: Thomas Seher VIDEO: Clarissa Thieme PRODUKTIONSLEITUNG: Claudia Peters REGIEASSISTENZ: Luise Walter
Fotos: Stephan Floss, Gerhad Ludwig
Crashtest. Spekulationen über die Zukunft unter Anleitung der Jugend
Uraufführung April 2018, Staatsschauspiel Dresden, Kleines Haus 3
Zwölf junge Menschen blicken in das Jahr 2047 und präsentieren ihre Überlegungen zu einer guten Zukunft. Unter Einbezug wissenschaftlicher Expert*innen entstehen Experimente und Prognosen im Prozess einer Stückentwicklung. Der Theaterraum wird zum Resonanzfeld/ Abhör-/Messstation, in dem die Protagonisten ihre Reflexionen über die Entwicklung der bestehenden Zivilisation konferieren. Die mobile Pop-Up Forschungsbasis mit „Messhütte, -mast, -turm und vielen weiteren symbolischen Mess- und Abhörinstrumenten, die unmittelbar mit dem Raum und dem Draußen, der Stadt verbunden sind, macht einen Möglichkeitsraum auf, der inhaltlich gebunden, doch in seiner Funktion und Bespielbarkeit offen und dehnbar ist. Die nötige Flexibilität zum Reagieren auf den Prozess der Stückentwicklung ist geboten. Die Spielstätte macht durch ihre Architektur den Link zum Dachboden als den Ort des Speicherns und Erinnerns auf. Welche Erkenntnisse will man machen, welche Messinstrumente bräuchte es und welches Wissen will man archivieren?
REGIE: Tanja Krone BÜHNE I KOSTÜM: Eva Lochner DRAMATURGIE: Johanna-Yasirra Kluhs MUSIK: Thomas Seher PERFORMANCE: Linus Nicolai Binder, Erec Buschhoff, Pascal Dubost, Emilia El Alaoui, Emilia Josephine Filip, Liv Gerlach, Sonja Holz, Frida Ponizil, Luise Maria Purvaine, Friedrich „Fritz“ Runck, Lennart Sandner, Hans-Werner Sonntag, Arthur Leo Weinhold
Fotos: Sebastian Hoppe
Das Schloß
nach Franz Kafka
Als der Protagonist K. die gelbe Drehscheibe betritt, dringt er in die Welt eines Dorfes ein, die bis ins kleinste Detail von einem Schloss kontrolliert wird, welches sich als entmenschtlichter Bürokratieapparat entpuppt. K. kämpft um seine Anerkennung als Landvermesser, um die Anerkennung als berechtigtes Mitglied einer Gemeinschaft, die außerhalb von ihm in ihrer eigenen Logik funktioniert und von sich selbst behauptet, keine Gäste nötig zu haben (diese frönen ihren eigenen Codes und bespielt dabei Objekte der klassizistischen Architektur aus dem 19. Jahrhundert wie z.B. Kamin und Balkon mit schmiedeeisernem Geländer). Immer tiefer verstrickt er sich in einem Dickicht der Abhängigkeiten auf der Suche nach einem Gegenüber, das ihm Rede und Antwort steht. Als K. die Live-Kamera als inszinatorisches Mittel des Dorfes übernimmt, muss er erkennen, dass die gefürchtete Anwesenheit eines abwesenden Gesetzes nur durch eine Behauptung existiert.
Mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Bühnenvereins, Landesverband Berlin. Anfertigung bei MWB Theater- und Veranstaltungs GmbH
REGIE: Rebekka David BÜHNE Eva Lochner: KOSTÜM: Jan Wilhelm Vahl VIDEO: Tanita Olbrich DRAMATURGIE: Rouven Genz MIT: Juliane Böttger, Maximilian Hildebrandt, Thimo Meitner, Joshua Jaco Seelenbinder, Mervan Ürkmez
Occupied Summer
von Berit Töpfer
Publikumspreis Mitteldeutsche Filmnacht beim 30. Filmfest Dresden – International Short Film Festival, 2016/17, 25 Min., Drehort: Stellanello, Italien
Arne begleitet seinen Freund Elias, um das Haus von dessen jüdischen Großvater in Ligurien herzurichten. Im Glauben, das Haus stünde seit zwanzig Jahren leer, treffen sie überraschend bei ihrer nächtlichen Ankunft auf die junge, sympatische Tänzerin Zahra, die seit drei Jahren das Haus besetzt und die „Touristen“ zu sich einlaäd. An den Folgetagen entwickelt sich der Konfikt zwischen der aus Palästina gefohenen „Hausbesetzerin“ und dem mit jüdischer Herkunft stammendem Deutschen, der auf sein Eigentum pocht. Als Elias Zahra auffordert das Haus zu verlassen, eskaliert der Streit und das Wohnzimmer steht in Flammen.
REGIE, BUCH: Berit Toepfer KAMERA: Benjamin Raeder MUSIK: Elise von Kalnassy SZENENBILD I KOSTÜM: Eva Lochner und Silvia Kreil PRODTUKTION: Ma.ja.de. Filmproduktions MIT: Ashtar Muallem, Harry Lampl, Ilja Roßbander
Drehbuch: Berit Töpfer, Felix Schackert, Filmeditor: Michal Kuleba